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Lektion 12.Liebe und Gerechtigkeit, die beiden größten Gebote
Liebe und Gerechtigkeit – Gottes höchster Auftrag
Liebe und Gerechtigkeit sind die zentralen Werte, die sich durch die gesamte Bibel ziehen. Jesus selbst fasste das Gesetz in zwei Geboten zusammen: Gott mit ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst (Matthäus 22,37–39). Diese Gebote sind untrennbar miteinander verbunden – wer Gott liebt, wird auch seine Mitmenschen lieben und sich für Gerechtigkeit einsetzen.
Doch die Geschichte der Menschheit zeigt, dass genau das oft vernachlässigt wird. Götzendienst und Lieblosigkeit zählen zu den größten Sünden, weil sie die Beziehung zu Gott und zu unseren Mitmenschen zerstören. Die Propheten riefen immer wieder zur Umkehr auf, indem sie für Barmherzigkeit und soziale Gerechtigkeit eintraten. Auch Jesus lebte und lehrte, dass wahre Frömmigkeit nicht nur aus Gebeten und Ritualen besteht, sondern sich in gelebter Nächstenliebe und Gerechtigkeit zeigt.
Diese Lektion fordert uns heraus, unser eigenes Leben zu überprüfen:
✔ Wem oder was gehört mein Herz – Gott oder anderen „Götzen“?
✔ Bin ich wirklich ein Nächster für die Menschen um mich herum?
✔ Setze ich mich aktiv für Gerechtigkeit ein oder übersehe ich Ungerechtigkeit?
Glaube ohne Liebe ist leer. Diese Lektion lädt uns ein, Liebe und Gerechtigkeit nicht nur als Theorien zu betrachten, sondern sie bewusst in unserem Alltag zu leben – genau so, wie Jesus es uns vorgelebt hat.

12.1 Die beiden größten Gebote
Die Liebe zu Gott und den Menschen als Fundament unseres Lebens
Lies Matthäus 22,34–40. Wie beantwortet Jesus die Frage des Gesetzeslehrers?
Jesu Antwort auf die Frage des Gesetzeslehrers zeigt, dass Liebe das Fundament von Gottes Geboten ist. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten sind nicht nur zwei einzelne Gebote, sondern die Essenz des gesamten Gesetzes. Jesus stellt klar, dass wahre Gerechtigkeit und ein gottgefälliges Leben aus dieser Liebe erwachsen.
Diese beiden Gebote sind untrennbar miteinander verbunden: Wer Gott wirklich liebt, wird auch den Nächsten lieben – und umgekehrt. Die Liebe zu Gott zeigt sich nicht nur in Anbetung und Gebet, sondern auch in der Art und Weise, wie wir anderen begegnen. Gleichzeitig erhält die Nächstenliebe ihren tiefsten Sinn, wenn sie aus der Liebe zu Gott erwächst.
Interessant ist, dass Jesus diese Gebote aus dem Alten Testament zitiert (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18). Das zeigt, dass Gottes Wille über die Zeiten hinweg derselbe bleibt: Er ruft uns auf, eine Beziehung der Liebe zu ihm und zu unseren Mitmenschen zu leben.
Die Herausforderung für uns heute liegt darin, diese Gebote im Alltag umzusetzen. Wie können wir Gottes Liebe konkret widerspiegeln? Wie setzen wir uns für Gerechtigkeit ein? Es beginnt mit kleinen Entscheidungen – mit Freundlichkeit, Vergebung, Hilfsbereitschaft und dem Mut, für Wahrheit und Gerechtigkeit einzustehen.
Letztlich fordert Jesus uns auf, über gesetzliche Vorschriften hinauszugehen und unser Leben in der Liebe zu verankern. Das ist keine theoretische Lehre, sondern ein praktischer Lebensstil, der unser Denken, Reden und Handeln prägen soll.
Lies Matthäus 19,16–23. Wie hängen die Antworten Jesu auf die Fragen des reichen jungen Mannes aus der Oberschicht mit seinen Antworten auf die Frage des Gesetzeslehrers in Matthäus 22 zusammen?
Die Begegnung zwischen Jesus und dem reichen jungen Mann in Matthäus 19,16–23 hängt eng mit seiner Antwort an den Gesetzeslehrer in Matthäus 22,34–40 zusammen. Beide Situationen drehen sich um die Frage nach dem Wesen des Gesetzes und dem Weg zum ewigen Leben – und in beiden Fällen bringt Jesus das Herzstück des Gesetzes zum Ausdruck: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.
Was geschah hier?
Der junge Mann aus Matthäus 19 suchte nach einer konkreten Handlung, die ihm ewiges Leben sichert. Jesus begann mit den Zehn Geboten, die den zwischenmenschlichen Bereich betreffen. Doch als der Mann betont, dass er diese Gebote bereits hält, fordert Jesus ihn auf, alles zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben. Damit testet Jesus, ob der junge Mann wirklich bereit ist, das zweite große Gebot – „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – kompromisslos zu leben.
Hier liegt die Verbindung zu Matthäus 22: Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist kein theoretisches Konzept, sondern erfordert konkrete Taten. Für diesen Mann bedeutete das, seinen Reichtum loszulassen und anderen zu helfen – doch er konnte sich nicht von seinem Besitz trennen. Sein Herz hing mehr an materiellen Dingen als an Gott.
Warum gab Jesus ihm diese Antwort?
Jesus erkannte, dass der Reichtum des Mannes seine eigentliche Barriere zum ewigen Leben war. Seine äußere Frömmigkeit täuschte darüber hinweg, dass er in Wahrheit seinem Besitz mehr vertraute als Gott. Indem Jesus ihm aufträgt, alles aufzugeben, legt er den wahren Zustand seines Herzens offen.
Diese Herausforderung galt nicht nur für ihn, sondern für alle Menschen, unabhängig von sozialem Status oder materiellen Besitz:
  1. Das Herz prüfen: Jeder von uns kann Dinge haben, die uns unbewusst von Gott trennen – sei es Reichtum, Karriere, Anerkennung oder persönliche Ambitionen.
  2. Die Liebe in Taten umsetzen: Wahre Liebe zeigt sich nicht nur in Worten oder religiösen Pflichten, sondern in selbstloser Hingabe an Gott und andere.
  3. Den eigenen „Reichtum“ loslassen: Jesus fordert uns auf, alles, was unsere Beziehung zu Gott schwächt, loszulassen – egal ob materiell, emotional oder geistlich.
Was bedeutet das für uns?
Jesu Worte fordern uns heraus, unser Herz zu überprüfen: Was ist das „eine“, das uns hindert, Gott ganz zu lieben? Für manche ist es Geld, für andere Stolz, für wieder andere Komfort oder Angst.
Am Ende geht es nicht nur um äußere Gebote, sondern um eine völlige Hingabe an Gott. Nur wenn wir bereit sind, unsere „Schätze“ loszulassen, können wir wirklich frei sein – frei, Gott mit ganzem Herzen zu lieben und unseren Nächsten so zu behandeln, wie Jesus es tat.
Auch wenn wir nicht alle wie dieser reiche junge Mann aus der Oberschicht dazu aufgerufen sind, alles zu verkaufen, was wir haben, woran könntest du dich klammern, das, wenn du es nicht aufgibst, zu einem ewigen Ruin führen könnte?
Die Geschichte des reichen jungen Mannes zeigt, dass es nicht nur materieller Reichtum ist, der uns von Gott trennen kann. Jeder Mensch hat etwas, an das er sich klammert, sei es Besitz, persönliche Ambitionen, bestimmte Beziehungen oder tief verwurzelte Ängste. Die entscheidende Frage ist: Was nimmt in meinem Herzen den Platz ein, der eigentlich Gott gehören sollte?
Hier sind einige Beispiele, an die sich Menschen klammern können – und die, wenn sie nicht losgelassen werden, zur geistlichen Gefahr werden können:
  1. Materieller Besitz und finanzieller Wohlstand
Nicht nur extreme Reichtümer, sondern auch der Wunsch nach finanzieller Sicherheit kann unser Vertrauen auf Gott schwächen. Wenn unser Herz mehr an Geld, Karriere oder materiellem Komfort hängt als an Gott, riskieren wir, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
  1. Stolz und Eigenwille
Manchmal ist es unser Ego, das uns hindert, Gottes Führung zu akzeptieren. Der Wunsch, alles selbst zu kontrollieren, immer Recht zu haben oder niemals Fehler zuzugeben, kann dazu führen, dass wir Gottes Willen widerstehen.
  1. Angst und Sorgen
Wer sich zu sehr an seine Ängste oder Unsicherheiten klammert, kann Schwierigkeiten haben, Gott wirklich zu vertrauen. Jesus sagte oft: „Fürchte dich nicht.“ Doch wenn wir Angst haben, Dinge loszulassen – sei es unser Ansehen, unsere Pläne oder unser Sicherheitsdenken –, dann kann das unser geistliches Wachstum blockieren.
  1. Beziehungen oder soziale Anerkennung
Viele Menschen setzen ihre Beziehungen, Freundschaften oder gesellschaftliche Akzeptanz an erste Stelle. Wenn die Angst, Menschen zu verlieren oder nicht gemocht zu werden, größer ist als die Liebe zu Gott, kann das uns davon abhalten, ihm kompromisslos zu folgen.
  1. Sünden oder schlechte Gewohnheiten
Gewohnheiten, die uns von Gott trennen – sei es Neid, Bitterkeit, Unvergebenheit, Stolz, Habgier oder ein ungesunder Lebensstil – können uns so stark beeinflussen, dass sie uns von Gottes Liebe und Führung abhalten.
Was tun?
Die Bibel fordert uns auf, alles, was uns von Gott entfernt, bewusst loszulassen (Hebräer 12,1-2). Das bedeutet nicht, dass wir arm werden oder uns aus der Welt zurückziehen sollen. Aber es bedeutet, unser Herz zu prüfen:
  • Was ist mir wichtiger als Gott?
  • Wovor habe ich Angst, es loszulassen?
  • Was hält mich davon ab, Gott ganz zu vertrauen?
Letztendlich geht es um eine Herzensentscheidung: Sind wir bereit, Gott in allem an die erste Stelle zu setzen? Wenn ja, dann wird er uns auch helfen, loszulassen – und uns mit einem Leben in echter Freiheit und tiefer Liebe zu ihm und unseren Mitmenschen beschenken.
Die beiden größten Gebote – Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten – sind nicht nur spirituelle Prinzipien, sondern sollen unser tägliches Leben und unseren Glauben prägen. Sie sind die Grundlage dafür, wie wir unser Denken, Handeln und unsere Entscheidungen gestalten. Doch was bedeutet das konkret für unseren Alltag?
  1. Gottesliebe als Lebensausrichtung
Jesus betont in Matthäus 22,37, dass wir Gott mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele und unserem ganzen Denken lieben sollen. Das bedeutet, dass unsere Beziehung zu Gott nicht auf Traditionen oder Pflichten beruhen sollte, sondern auf einer tiefen, lebendigen Liebe.
  • Im Alltag bedeutet das:
    • Zeit für Gebet und Bibellesen zu nehmen, um Gott besser kennenzulernen.
    • Gott nicht nur am Sonntag, sondern in jeder Entscheidung und Situation zu ehren.
    • Sein Vertrauen auf Gott zu setzen, auch wenn Umstände schwierig sind.
Gottesliebe zeigt sich nicht nur in unserer persönlichen Spiritualität, sondern auch darin, wie wir unseren Alltag leben – ob wir in unseren Berufen, Familien und Beziehungen nach seinen Prinzipien handeln.
  1. Nächstenliebe im praktischen Leben
Jesus macht deutlich: Unsere Liebe zu Gott zeigt sich in der Art, wie wir mit anderen umgehen. Die Geschichte des reichen jungen Mannes in Matthäus 19,16-23 unterstreicht, dass wahre Liebe keine bloßen Worte sind, sondern konkrete Taten erfordert.
  • Im Alltag bedeutet das:
    • Freundlichkeit und Geduld: In einer Welt voller Stress und Konflikte bewusst auf andere zuzugehen.
    • Vergebung und Versöhnung: Auch wenn es schwerfällt, andere so zu behandeln, wie Jesus es tun würde.
    • Hilfe für Bedürftige: Sich nicht nur um das eigene Wohlergehen kümmern, sondern auch anderen helfen.
Das Beispiel des reichen Mannes zeigt, dass es Hindernisse gibt, die uns daran hindern, die Nächstenliebe wirklich zu leben. An was klammern wir uns, das uns daran hindert, selbstlos zu lieben? Ist es unser Stolz, unser Besitz, unsere Bequemlichkeit oder unsere Angst?
  1. Die Herausforderung, loszulassen
Jesus fordert den reichen Mann auf, alles zu verkaufen und den Armen zu geben. Das bedeutet nicht, dass jeder buchstäblich all seinen Besitz aufgeben muss, aber es fordert uns heraus, zu überlegen:
Was hält uns davon ab, Gott mit ganzem Herzen zu folgen?
  • Vielleicht ist es das Streben nach Erfolg und Anerkennung.
  • Vielleicht ist es die Angst, Fehler zu machen oder Kontrolle zu verlieren.
  • Vielleicht sind es alte Verletzungen, die wir nicht loslassen können.
Jesus möchte, dass wir frei von all dem sind, was uns von ihm trennt, denn nur so können wir wahre Liebe – zu Gott und zum Nächsten – in unserem Leben umsetzen.
  1. Glauben im Alltag leben
Glauben bedeutet nicht nur, an Gott zu denken oder an ihn zu glauben, sondern ihm im Alltag zu vertrauen und nach seinen Geboten zu handeln. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist kein Gefühl, sondern eine bewusste Entscheidung, die wir täglich treffen.
  • Beispiele für gelebten Glauben im Alltag:
    • Nicht über andere urteilen, sondern sie mit Gottes Augen sehen.
    • In schwierigen Zeiten nicht verzweifeln, sondern Gott vertrauen.
    • Anderen Menschen helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Fazit: Ein Lebensstil der Liebe
Die Lehren Jesu in Matthäus 22 und Matthäus 19 sind keine bloßen theologischen Konzepte, sondern eine direkte Einladung, unseren Glauben im täglichen Leben zu verwirklichen. Gottesliebe und Nächstenliebe sind der Maßstab für all unser Handeln.
Das bedeutet für uns:
✅ Unser Herz zu prüfen – gibt es Dinge, die uns von Gott trennen?
✅ Die Liebe aktiv zu leben – in Worten und Taten.
✅ Uns von Gott verändern zu lassen – damit seine Liebe uns erfüllt und weitergegeben wird.
Liebe ist das Fundament unseres Lebens und Glaubens. Sie verändert nicht nur uns, sondern auch die Welt um uns herum.

Wahre Liebe zu Gott zeigt sich in der Art, wie wir unsere Mitmenschen behandeln.

 

 

Illustration:
Die Sonne stand hoch über den Dächern von Berlin, als Jonas aus dem Konferenzraum trat. Er strich sich müde über das Gesicht. Ein weiteres Meeting, ein weiteres Projekt, ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter – doch in ihm regte sich eine Unruhe, die er nicht ganz greifen konnte.
Auf dem Weg nach Hause lief er durch den Park, wie er es oft tat, wenn sein Kopf zu voll war. Dort, auf einer Bank unter einer alten Eiche, saß ein Mann mit einem Pappschild vor sich: „Hunger. Bitte um Hilfe.“
Jonas blieb stehen. Er hatte es eilig, wie immer. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er bald zu seinem nächsten Termin musste. Doch etwas in ihm hielt ihn fest. Die Worte eines alten Verses kamen ihm in den Sinn: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Er hatte diesen Satz oft gehört, in Predigten, in Gesprächen. Aber jetzt – jetzt war er mehr als nur Worte.
Er zog seine Brieftasche heraus und holte ein paar Scheine hervor. Doch bevor er sie dem Mann reichte, zögerte er. War es das, was wirklich zählte? Ein paar Münzen in die Hand eines Fremden zu legen und dann weiterzueilen?
Stattdessen setzte er sich auf die Bank. Der Mann sah ihn überrascht an. „Haben Sie einen Moment?“ fragte Jonas.
„Für gewöhnlich nicht“, antwortete der Mann mit einem müden Lächeln. „Aber heute schon.“
Sie kamen ins Gespräch. Der Mann, Anton, war vor drei Jahren aus seinem alten Leben gefallen – ein Jobverlust, eine zerbrochene Ehe, eine Spirale aus Verzweiflung und Einsamkeit. „Die Leute sehen mich an, als wäre ich unsichtbar. Aber ich war mal so wie du. Anzug, Meetings, volle Terminkalender.“
Jonas schluckte. Plötzlich fühlte er sich unwohl in seinem maßgeschneiderten Anzug. Er hatte geglaubt, dass Erfolg ihm alles geben würde, was er brauchte – Sicherheit, Anerkennung, vielleicht sogar Glück. Doch nun saß er hier, einem Mann gegenüber, der alles verloren hatte, und spürte eine Wahrheit in Antons Worten, die ihn erschütterte.
„Ich kann Ihnen nicht alles geben, was Sie brauchen“, sagte Jonas schließlich. „Aber ich kann Ihnen zuhören. Und vielleicht hilft das ein wenig.“
Anton nickte. „Das tut es.“
Als Jonas eine Stunde später aufstand, fühlte er sich anders. Irgendwie leichter. Er hatte nicht nur Geld gegeben, sondern Zeit, Aufmerksamkeit, Mitgefühl. Und vielleicht war das genau das, worum es wirklich ging.
Liebe war mehr als eine Spende. Liebe war ein offenes Herz.
An diesem Abend las Jonas in der Bibel, was er als Kind so oft gehört hatte: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Er verstand es nun ein wenig besser. Und er wusste, dass es nicht sein letztes Gespräch auf einer Parkbank gewesen war.