17 Minuten 4 Tagen
3.November 2024
TÄGLICHES BIBELLESEN – Apostelgeschichte Kap.7
Die Rede des Stephanus
1Da sprach der Hohepriester: Ist dem also? 2Er aber sprach: Liebe Brüder und Väter, höret zu. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, da er noch in Mesopotamien war, ehe er wohnte in Haran, 3und sprach zu ihm: Gehe aus deinem Lande und von deiner Freundschaft und zieh in ein Land, das ich dir zeigen will. 4Da ging er aus der Chaldäer Lande und wohnte in Haran. Und von dort, da sein Vater gestorben war, brachte er ihn herüber in dies Land, darin ihr nun wohnet, 5und gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fuß breit, und verhieß ihm, er wollte es geben ihm zu besitzen und seinem Samen nach ihm, da er noch kein Kind hatte. 6Aber Gott sprach also: Dein Same wird ein Fremdling sein in einem fremden Lande, und sie werden ihn dienstbar machen und übel behandeln vierhundert Jahre; 7und das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten, sprach Gott; und darnach werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte. 8Und gab ihm den Bund der Beschneidung. Und er zeugte Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Erzväter. 
9Und die Erzväter neideten Joseph und verkauften ihn nach Ägypten; aber Gott war mit ihm 10und errettete ihn aus aller seiner Trübsal und gab ihm Gnade und Weisheit vor Pharao, dem König in Ägypten; der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten und über sein ganzes Haus. 11Es kam aber eine teure Zeit über das ganze Land Ägypten und Kanaan und eine große Trübsal, und unsre Väter fanden nicht Nahrung. 12Jakob aber hörte, daß in Ägypten Getreide wäre, und sandte unsre Väter aus aufs erstemal. 13Und zum andernmal ward Joseph erkannt von seinen Brüdern, und ward dem Pharao Josephs Geschlecht offenbar. 14Joseph aber sandte aus und ließ holen seinen Vater Jakob und seine ganze Freundschaft, fünfundsiebzig Seelen. 15Und Jakob zog hinab nach Ägypten und starb, er und unsre Väter. 16Und sie sind herübergebracht nach Sichem und gelegt in das Grab, das Abraham gekauft hatte ums Geld von den Kindern Hemor zu Sichem. 
17Da nun sich die Zeit der Verheißung nahte, die Gott Abraham geschworen hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten, 18bis daß ein anderer König aufkam, der nichts wußte von Joseph. 19Dieser trieb Hinterlist mit unserm Geschlecht und behandelte unsre Väter übel und schaffte, daß man die jungen Kindlein aussetzen mußte, daß sie nicht lebendig blieben. 20Zu der Zeit ward Mose geboren, und war ein feines Kind vor Gott und ward drei Monate ernährt in seines Vaters Hause. 21Als er aber ausgesetzt ward, nahm ihn die Tochter Pharaos auf und zog ihn auf, ihr selbst zu einem Sohn. 22Und Mose ward gelehrt in aller Weisheit der Ägypter und war mächtig in Werken und Worten. 
23Da er aber vierzig Jahre alt ward, gedachte er zu sehen nach seinen Brüdern, den Kindern von Israel. 24Und sah einen Unrecht leiden; da stand er bei und rächte den, dem Leid geschah, und erschlug den Ägypter. 25Er meinte aber, seine Brüder sollten’s verstehen, daß Gott durch seine Hand ihnen Heil gäbe; aber sie verstanden’s nicht. 26Und am andern Tage kam er zu ihnen, da sie miteinander haderten, und handelte mit ihnen, daß sie Frieden hätten, und sprach: Liebe Männer, ihr seid Brüder; warum tut einer dem andern Unrecht? 27Der aber seinem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn von sich und sprach: Wer hat dich über uns gesetzt zum Obersten und Richter? 28Willst du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast? 29Mose aber floh wegen dieser Rede und ward ein Fremdling im Lande Midian; daselbst zeugte er zwei Söhne. 
30Und über vierzig Jahre erschien ihm in der Wüste an dem Berge Sinai der Engel des Herrn in einer Feuerflamme im Busch. 31Da es aber Mose sah, wunderte er sich des Gesichtes. Als er aber hinzuging zu schauen, geschah die Stimme des Herrn zu ihm: 32Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Mose aber ward zitternd und wagte nicht anzuschauen. 33Aber der Herr sprach zu ihm: Zieh die Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, da du stehest, ist heilig Land! 34Ich habe wohl gesehen das Leiden meines Volks, das in Ägypten ist, und habe ihr Seufzen gehört und bin herabgekommen, sie zu erretten. Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden. 35Diesen Mose, welchen sie verleugneten, da sie sprachen: Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt? den sandte Gott zu einem Obersten und Erlöser durch die Hand des Engels, der ihm erschien im Busch. 36Dieser führte sie aus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre. 37Dies ist der Mose, der zu den Kindern Israel gesagt hat: »Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern gleichwie mich; den sollt ihr hören.« 38Dieser ist’s, der in der Gemeinde in der Wüste mit dem Engel war, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai und mit unsern Vätern; dieser empfing lebendige Worte, uns zu geben; 
39welchem nicht wollten gehorsam werden eure Väter, sondern stießen ihn von sich und wandten sich um mit ihren Herzen nach Ägypten 40und sprachen zu Aaron: Mache uns Götter, die vor uns hin gehen; denn wir wissen nicht, was diesem Mose, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat, widerfahren ist. 41Und sie machten ein Kalb zu der Zeit und brachten dem Götzen Opfer und freuten sich der Werke ihrer Hände. 
42Aber Gott wandte sich und gab sie dahin, daß sie dienten des Himmels Heer; wie denn geschrieben steht in dem Buch der Propheten: »Habt ihr vom Hause Israel die vierzig Jahre in der Wüste mir auch je Opfer und Vieh geopfert? 43Und ihr nahmet die Hütte Molochs an und das Gestirn eures Gottes Remphan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten. Und ich will euch wegwerfen jenseit Babylon.« 
44Es hatten unsre Väter die Hütte des Zeugnisses in der Wüste, wie ihnen das verordnet hatte, der zu Mose redete, daß er sie machen sollte nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte; 45welche unsre Väter auch annahmen und mit Josua in das Land brachten, das die Heiden innehatten, welche Gott ausstieß vor dem Angesicht unsrer Väter bis zur Zeit Davids. 46Der fand Gnade bei Gott und bat, daß er eine Wohnung finden möchte für den Gott Jakobs. 47Salomo aber baute ihm ein Haus. 
48Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht: 49»Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meiner Füße Schemel; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen? spricht der Herr, oder welches ist die Stätte meiner Ruhe? 50Hat nicht meine Hand das alles gemacht?« 
51Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter also auch ihr. 52Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. 53Ihr habt das Gesetz empfangen durch der Engel Geschäfte, und habt’s nicht gehalten.
Der Tod des Stephanus
54Da sie solches hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und bissen die Zähne zusammen über ihn. 55Wie er aber voll heiligen Geistes war, sah er auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesum stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen. 56Sie schrieen aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. 57Und die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus, 
58und steinigten Stephanus, der anrief und sprach: Herr Jesu, nimm meinen Geist auf! 59Er kniete aber nieder und schrie laut: Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief er.
Luther 1912Public Domain

 

Kommentar
Einleitung:
Kapitel 7 der Apostelgeschichte enthält eine der eindrücklichsten Reden des Neuen Testaments, die Verteidigungsrede des Stephanus vor dem Hohen Rat. Diese Rede ist mehr als eine bloße Verteidigung; sie ist eine detaillierte Zusammenfassung der jüdischen Heilsgeschichte, beginnend mit Abraham und endend mit der prophetischen Ankündigung Jesu als den Gerechten. Stephanus betont Gottes fortwährende Gnade und die wiederholte Abkehr des Volkes Israel, wodurch er die Rolle Jesu als den von Gott verheißenen Erlöser unterstreicht. Am Ende der Rede wird Stephanus von seinen Zuhörern mit Steinen erschlagen, weil sie seine Botschaft als unwillkommen und anstößig empfinden. Seine Vergebung und der Blick zum Himmel während seines Martyriums setzen ein kraftvolles Zeichen für den Glauben und die Hingabe an Christus.
Kommentar:
Die Rede des Stephanus ist ein einzigartiges historisches und theologisches Zeugnis, das die tief verwurzelte Verbindung zwischen der Geschichte Israels und dem Kommen Jesu Christi aufzeigt. Indem Stephanus den Glauben Abrahams und die Befreiung des Volkes durch Mose hervorhebt, macht er deutlich, dass Gott von Anfang an den Weg für den kommenden Messias geebnet hat. Die wiederholten Verfehlungen und der Ungehorsam des Volkes Israel, wie der Götzendienst und die Ablehnung der Propheten, dienen als Warnung und Mahnung. Stephanus stellt eine wichtige Verbindung her: So wie Israel einst die von Gott gesandten Propheten ablehnte, lehnten die Menschen nun auch Jesus, den verheißenen Erlöser, ab.
Ein weiterer zentraler Punkt der Rede ist die Betonung, dass Gottes Gegenwart nicht auf den Tempel oder einen bestimmten Ort beschränkt ist. Indem Stephanus erklärt, dass „der Allerhöchste nicht in Tempeln wohnt, die mit Händen gemacht sind“, fordert er die traditionellen Auffassungen der jüdischen Führung heraus und öffnet den Horizont für eine universale Beziehung zu Gott, die durch Jesus zugänglich ist. Die Reaktion der Zuhörer zeigt, wie sehr Stephanus ihre tiefsten Überzeugungen in Frage stellt. Doch Stephanus bleibt bis zum Schluss standhaft und vergibt seinen Mördern mit den Worten, die an die von Jesus am Kreuz erinnern: „Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht.“ Seine Worte und sein Tod verdeutlichen die Kraft und das Wesen des christlichen Glaubens – ein Glaube, der Vergebung und Liebe auch gegenüber den Feinden in den Mittelpunkt stellt.
Zusammenfassung:
In Apostelgeschichte Kapitel 7 gibt Stephanus eine umfassende Darstellung der jüdischen Geschichte und zeigt auf, wie Israel immer wieder Gottes Propheten und schließlich auch den Messias selbst ablehnte. Er zeichnet ein Bild von Gottes beständiger Gnade und der wiederholten Rebellion des Volkes, die in der Ablehnung Jesu ihren Höhepunkt findet. Stephanus‘ Rede unterstreicht die Rolle Jesu als den von Gott gesandten Erlöser und bricht gleichzeitig mit der Vorstellung, dass Gott an bestimmte Orte gebunden ist. In seinem letzten Augenblick gewährt Stephanus seinen Mördern Vergebung und blickt auf den Himmel, was ihn als Beispiel für den unerschütterlichen Glauben an Jesus und die Kraft der Vergebung hervortreten lässt.

 

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu
Kapitel 74: Gethsemane
Auf der Grundlage von Matthäus 26,36-56; Markus 14,32-50; Lukas 22,39-53; Johannes 18,1-12.
Hier online lesen.

 

Kommentar
Einleitung:
Kapitel 74, „Gethsemane“, führt uns in die tiefste und bewegendste Episode im Leben Jesu: das Gebet und den inneren Kampf im Garten Gethsemane, unmittelbar vor seiner Gefangennahme. Die Evangelienberichte von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes schildern, wie Jesus, von seinen engsten Jüngern begleitet, in der Nacht nach Gethsemane geht und sich auf das bevorstehende Leiden vorbereitet. Diese Szene offenbart den schmerzlichen inneren Konflikt, den Jesus in seiner menschlichen Natur erlebt, während er sich freiwillig der Last der Sünden der Welt stellt. Hier in Gethsemane wird seine absolute Hingabe und sein Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters in höchster Intensität sichtbar. Die Jünger, erschöpft und unaufmerksam, schlafen, während Jesus den bittersten seelischen Kampf seines Lebens kämpft. Gethsemane wird zum Inbegriff seines Opfers und seiner unvergleichlichen Liebe zur Menschheit.
Kommentar:
Das Gebet Jesu in Gethsemane ist eine Darstellung tiefster Hingabe und Schmerz. Hier begegnen wir einer Seite Jesu, die gleichzeitig menschlich und göttlich ist: Er ringt mit der Last der Sünde, die ihn von der Gegenwart Gottes zu trennen droht. Diese Szene enthüllt, dass Jesus, obwohl er göttlich ist, tatsächlich den Zorn und die Konsequenzen der menschlichen Sünde in seiner menschlichen Natur erträgt. Die Worte „Vater, wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen“ zeigen seine Qual und gleichzeitig seine Bereitschaft, dem Willen Gottes zu folgen, was ihn als Sündenopfer für die Menschheit prädestiniert.
Jesu Hingabe ist umso bemerkenswerter angesichts der Schwäche seiner Jünger. Er fordert sie auf, zu wachen und zu beten, doch dreimal kehrt er zu ihnen zurück und findet sie schlafend. Diese Szene verdeutlicht die menschliche Schwachheit gegenüber der geistlichen Realität und lässt zugleich die Einsamkeit und Entschlossenheit Jesu besonders hervortreten. Die Engel, die ihm am Ende erscheinen, dienen als letzte göttliche Ermutigung, bevor er in den leidvollen Weg des Kreuzes eintritt. Durch diese Episode wird deutlich, dass Jesus, im vollen Bewusstsein der Tragweite seines Opfers, den Weg zur Erlösung der Menschheit entschlossen fortsetzt.
Der Höhepunkt kommt, als Jesus seinen Verrätern und der bewaffneten Schar gegenübertritt, ohne die göttliche Macht zu nutzen, um sich selbst zu verteidigen oder zu fliehen. Stattdessen stellt er sich ruhig und standhaft seinem bevorstehenden Schicksal. Sein Beispiel in Gethsemane ist ein mächtiges Bild für Selbstaufopferung und für den Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes, unabhängig vom persönlichen Schmerz und Leid.
Zusammenfassung:
Kapitel 74 schildert die Ereignisse im Garten Gethsemane, wo Jesus vor seinem Leiden und Kreuzestod den schwersten inneren Kampf seines Lebens erlebt. In tiefem Gebet ringt er mit der Last der Sünden der Menschheit und der Trennung vom Vater, welche die Sünde mit sich bringt. Trotz seiner Qual entscheidet er sich, den Willen des Vaters zu erfüllen und den „Kelch“ zu trinken, der ihm bevorsteht. Die Jünger, die ihn begleiten, können nicht mit ihm wachen und schlafen trotz seiner Bitten ein. Nach einem letzten Gebet erhält Jesus von einem Engel die göttliche Kraft, die ihn auf seinem Weg bestärkt. Als die Soldaten und der Verräter Judas eintreffen, stellt sich Jesus ohne Widerstand ihnen und wird gefangen genommen. Die Szene in Gethsemane zeigt Jesu Opferbereitschaft und Hingabe und wird zum symbolischen Zentrum seines Leidens für die Menschheit.