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16.Oktober 2024
TÄGLICHES BIBELLESEN – Johannes Kap.10
Der gute Hirte.
1Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. 2Der aber zur Tür hineingeht, der ist ein Hirte der Schafe. 3Dem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus. 4Und wenn er seine Schafe hat ausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme. 5Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen von ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht. 6Diesen Spruch sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was es war, das er zu ihnen sagte. 
7Da sprach Jesus wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. 8Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. 9Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden und wird ein und aus gehen und Weide finden. 10Ein Dieb kommt nur, daß er stehle, würge und umbringe. 
11Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen. 12Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe. 13Der Mietling aber flieht; denn er ist ein Mietling und achtet der Schafe nicht. 14Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, 15wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. 
16Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und dieselben muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird eine Herde und ein Hirte werden. 17Darum liebt mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse, auf daß ich’s wiedernehme. 18Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater. 
19Da ward abermals eine Zwietracht unter den Juden über diese Worte. 20Viele unter ihnen sprachen: Er hat den Teufel und ist unsinnig; was höret ihr ihm zu? 21Die andern sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann der Teufel auch der Blinden Augen auftun?
22Es ward aber Kirchweihe zu Jerusalem und war Winter. 23Und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomos. 24Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsre Seele auf? Bist du Christus, so sage es uns frei heraus. 25Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir. 26Aber ihr glaubet nicht; denn ihr seid von meinen Schafen nicht, wie ich euch gesagt habe. 27Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir, 28und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. 29Der Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. 30Ich und der Vater sind eins.
Der Vorwurf der Gotteslästerung.
31Da hoben die Juden abermals Steine auf, daß sie ihn steinigten. 32Jesus antwortete ihnen: Viel gute Werke habe ich euch erzeigt von meinem Vater; um welches Werk unter ihnen steiniget ihr mich? 33Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um des guten Werks willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und daß du ein Mensch bist und machst dich selbst zu Gott. 
34Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«? 35So er die Götter nennt, zu welchen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, 36sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: »Du lästerst Gott«, darum daß ich sage: Ich bin Gottes Sohn? 37Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht; 38tue ich sie aber, glaubet doch den Werken, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erkennet und glaubet, daß der Vater in mir ist und ich in ihm. 39Sie suchten abermals ihn zu greifen; aber er entging ihnen aus ihren Händen 
40und zog hin wieder jenseit des Jordans an den Ort, da Johannes zuvor getauft hatte, und blieb allda. 41Und viele kamen zu ihm und sprachen: Johannes tat kein Zeichen; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, das ist wahr. 42Und glaubten allda viele an ihn.
Luther 1912Public Domain

 

Kommentar
Einleitung
Johannes Kapitel 10 enthält die bekannte Lehre Jesu vom „guten Hirten“. Jesus verwendet das Bild des Hirten, um seine Beziehung zu den Gläubigen zu erklären. Er stellt sich als der gute Hirte dar, der bereit ist, sein Leben für die Schafe hinzugeben. Durch dieses Kapitel wird die Fürsorge, die Führung und die Opferbereitschaft Jesu hervorgehoben, während er gleichzeitig die religiösen Führer seiner Zeit als „Mietlinge“ darstellt, die sich nicht wirklich um das Wohl der Menschen kümmern.
Kommentar
Der gute Hirte (Johannes 10:1-18)
In dieser Passage verwendet Jesus das Bild des Hirten und seiner Schafe, um seine Rolle als Retter und Beschützer zu erklären. Jesus betont, dass ein echter Hirte durch die Tür in den Schafstall geht und dass die Schafe auf die Stimme des Hirten hören. Er erklärt, dass er die „Tür“ ist, durch die die Schafe gerettet werden, und dass alle, die nicht durch ihn kommen, wie Diebe und Räuber sind. Dies weist auf falsche Lehrer und religiöse Führer hin, die das Volk Gottes in die Irre führen.
Jesus nennt sich selbst den „guten Hirten“, der bereit ist, sein Leben für die Schafe zu opfern. Dieser Akt der Hingabe zeigt seine Liebe und sein Engagement für die Gläubigen. Im Gegensatz dazu fliehen die „Mietlinge“, wenn Gefahr droht, weil sie die Schafe nicht wirklich lieben. Jesus offenbart auch seine göttliche Autorität, indem er erklärt, dass er sein Leben freiwillig hingibt und es wieder nehmen kann. Dieser Hinweis auf seine bevorstehende Kreuzigung und Auferstehung zeigt die Tiefe seines Planes zur Erlösung der Menschheit.
Jesus und die religiösen Führer (Johannes 10:19-30)
Die Worte Jesu führen zu einer erneuten Spaltung unter den Zuhörern. Einige beschuldigen ihn, von einem Dämon besessen zu sein, während andere seine Wunder anerkennen und seine Worte in einem anderen Licht sehen. Die Diskussion wird noch intensiver, als Jesus im Tempel während des Festes der Tempelweihe spricht. Die Juden fordern eine klare Aussage von Jesus, ob er der Messias ist. Jesus antwortet, dass seine Werke bereits von ihm zeugen und dass diejenigen, die an ihn glauben, seine „Schafe“ sind, die seine Stimme hören und ihm folgen.
Jesus verspricht den Gläubigen ewiges Leben und betont, dass niemand sie aus seiner Hand reißen kann. Diese Aussage verdeutlicht die Sicherheit und den Schutz, den Jesus seinen Nachfolgern bietet. Seine Worte „Ich und der Vater sind eins“ (Vers 30) bringen die Zuhörer jedoch erneut in Rage, da sie dies als Gotteslästerung verstehen.
Der Vorwurf der Gotteslästerung (Johannes 10:31-42)
Die Juden heben Steine auf, um Jesus zu steinigen, weil sie glauben, er habe sich selbst zu Gott gemacht. Jesus verteidigt sich, indem er auf die Schriften verweist, die Menschen als „Götter“ bezeichnen, und betont, dass er durch seine Werke zeigt, dass er vom Vater gesandt wurde. Trotz ihrer Versuche, ihn zu verhaften, entkommt Jesus und zieht sich jenseits des Jordans zurück, wo viele an ihn glauben.
Zusammenfassung
Johannes Kapitel 10 betont Jesu Rolle als der gute Hirte, der seine Schafe kennt, schützt und sein Leben für sie hingibt. Jesus erklärt, dass nur durch ihn die Erlösung und das ewige Leben möglich sind. Seine Aussagen über seine Einheit mit Gott dem Vater und seine göttliche Autorität führen zu scharfen Auseinandersetzungen mit den religiösen Führern. Die Passage zeigt die Spaltung zwischen denen, die an Jesus glauben, und denen, die ihn ablehnen. Letztendlich versichert Jesus seinen Nachfolgern, dass sie in seiner Hand sicher sind und niemand sie von ihm trennen kann.

 

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu
Kapitel 70: Der Geringste dieser meiner Brüder
Auf der Grundlage von Matthäus 25,31-46.
Hier online lesen.

 

Kommentar
Einleitung
Kapitel 70 behandelt das Gleichnis vom großen Gericht, in dem Jesus beschreibt, wie er bei seiner Wiederkunft die Menschen in zwei Gruppen trennt: die „Schafe“ zur Rechten und die „Böcke“ zur Linken. Die ewige Bestimmung eines jeden wird nicht nach Größe oder Bedeutung ihrer Taten beurteilt, sondern nach der Barmherzigkeit, die sie gegenüber den „geringsten Brüdern“ – den Bedürftigen – gezeigt haben. Es geht um die praktische Liebe, die im Dienst an den Mitmenschen Christus selbst dient.
Kommentar
Dieses Gleichnis illustriert eine zentrale Botschaft Jesu: dass die wahren Zeichen des Glaubens in praktischer Barmherzigkeit und Fürsorge für die Notleidenden liegen. Jesus stellt klar, dass die Menschen durch ihre Handlungen gegenüber den Schwächsten und Bedürftigsten beurteilt werden. Er identifiziert sich mit den Hungrigen, Durstigen, Fremden, Kranken und Gefangenen und erklärt, dass jede Hilfe, die diesen Menschen gegeben wird, als Dienst an ihm selbst betrachtet wird.
Es wird deutlich, dass nicht die theologische Kenntnis oder der Status im Vordergrund steht, sondern das Herz des Dienens und der Mitmenschlichkeit. Diejenigen, die spontan und liebevoll handeln, werden belohnt, während diejenigen, die selbstsüchtig leben und die Not anderer ignorieren, verdammt werden. Die überraschende Reaktion der Gerechten, die nicht einmal wussten, dass sie Jesus gedient haben, zeigt, dass echte Nächstenliebe von Herzen kommt und nicht nach Anerkennung strebt.
Das Gleichnis ist auch eine Herausforderung an jene, die in Wohlstand leben. Jesus weist darauf hin, dass Wohlstand Verantwortung mit sich bringt und dass Gott von den Reichen erwartet, dass sie für die Bedürftigen sorgen. Doch allzu oft verharren die Reichen in Selbstsucht und isolieren sich von der Not der Armen.
Zusammenfassung
Kapitel 70, basierend auf Matthäus 25,31-46, zeigt, dass das ewige Schicksal der Menschen von ihrer praktischen Liebe und Barmherzigkeit gegenüber den Bedürftigen abhängt. Jesus identifiziert sich mit den Schwächsten und erklärt, dass jeder Dienst an ihnen ein Dienst an ihm selbst ist. Dieses Gleichnis fordert Christen auf, die Liebe Christi im Alltag zu leben, indem sie den Bedürftigen helfen und in ihrer Barmherzigkeit wahre Nachfolge zeigen. Die Liebe zum Nächsten wird hier als das wichtigste Zeichen eines lebendigen Glaubens dargestellt.

 

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu
Kapitel 71: Aller Diener
Auf der Grundlage von Lukas 22,7-18; Johannes 13,1-17.
Hier online lesen.

 

Kommentar
Einleitung
Kapitel 71 beschreibt den letzten Abend Jesu mit seinen Jüngern vor seinem Tod. Während des letzten Passahmahls offenbart Jesus seinen Jüngern in einer demütigen Handlung, wie wahre Größe im Dienst an anderen besteht. Das Kapitel thematisiert die Fußwaschung als Beispiel für Demut und selbstlosen Dienst, die Jesus seinen Nachfolgern hinterlassen hat. Die Szene spielt sich in einer Atmosphäre des Kummers ab, da Jesus sich seines bevorstehenden Opfers bewusst ist.
Kommentar
Im oberen Raum eines Hauses in Jerusalem bereitete sich Jesus darauf vor, das Passah mit seinen Jüngern zu feiern. Er wusste, dass seine Zeit gekommen war, und dass er das wahre Opferlamm sein würde. In dieser entscheidenden Nacht wollte er seine Jünger lehren, was wahre Größe und Nachfolge bedeuten. Während die Jünger weiterhin über ihre eigenen Positionen und Überlegenheit stritten, entschied sich Jesus, ihnen ein kraftvolles Beispiel der Demut und Liebe zu geben. Anstatt über ihre Fehler zu predigen, wusch er ihnen die Füße, eine Aufgabe, die normalerweise einem Diener vorbehalten war. Diese Handlung zeigte, dass wahre Führung und Größe nicht darin bestehen, sich dienen zu lassen, sondern selbst zu dienen.
Die Fußwaschung wurde zu einem Symbol für die Reinigung des Herzens. Auch wenn die Jünger äußerlich gereinigt waren, brauchten sie immer noch die geistliche Reinigung von Stolz, Eifersucht und Zwietracht. Petrus, der zunächst entsetzt war, als Jesus ihm die Füße waschen wollte, verstand später die tiefere Bedeutung dieser Handlung: Es ging um die innere Reinigung, die nur durch Jesus möglich ist.
Jesus nutzte diesen Moment, um den Jüngern klarzumachen, dass wahre Nachfolge darin besteht, anderen zu dienen, so wie er es tat. Durch seinen Dienst gab er ein Beispiel, dem sie folgen sollten: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe“ (Johannes 13,15). Jesus lehrte, dass Demut, Liebe und Selbstlosigkeit die Schlüssel zur wahren Gemeinschaft und zur Nachfolge sind.
Zusammenfassung
Kapitel 71 behandelt den letzten Abend Jesu mit seinen Jüngern, bei dem er ihnen durch die Fußwaschung ein bleibendes Beispiel der Demut und des Dienens gibt. Jesus zeigt, dass wahre Größe nicht in Macht oder Position liegt, sondern im selbstlosen Dienst an anderen. Diese Lektion, die er durch seine Tat der Fußwaschung vermittelt, wird zu einer grundlegenden Lehre des christlichen Lebens: „Durch die Liebe diene einer dem andern.“ Jesu Beispiel ermutigt uns, unsere Herzen für seine reinigende Gnade zu öffnen und in Liebe und Demut unseren Mitmenschen zu dienen.