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14.August 2024

TÄGLICHES BIBELLESEN – Matthäus Kap.15
Von Reinheit und Unreinheit.
1Da kamen zu ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem und sprachen: 
2Warum übertreten deine Jünger der Ältesten Aufsätze? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen. 
3Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsätze willen? 
4Gott hat geboten: »Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.« 
5Aber ihr lehret: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: »Es ist Gott gegeben, was dir sollte von mir zu Nutz kommen«, – der tut wohl. 
6Damit geschieht es, daß niemand hinfort seinen Vater oder seine Mutter ehrt, und also habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Aufsätze willen. 
7Ihr Heuchler, wohl fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: 
8»Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; 
9aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind.«
10Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: Höret zu und fasset es! 
11Was zum Munde eingeht, das verunreinigt den Menschen nicht; sondern was zum Munde ausgeht, das verunreinigt den Menschen. 
12Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß sich die Pharisäer ärgerten, da sie das Wort hörten? 
13Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgereutet. 
14Lasset sie fahren! Sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube. 
15Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis. 
16Und Jesus sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch noch unverständig? 
17Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, das geht in den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen? 
18Was aber zum Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. 
19Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung. 
20Das sind die Stücke, die den Menschen verunreinigen. Aber mit ungewaschenen Händen essen verunreinigt den Menschen nicht.
Die kanaanäische Frau.
21Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon. 
22Und siehe, ein kanaanäisches Weib kam aus derselben Gegend und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt. 
23Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach. 
24Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel. 
25Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 
26Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 
27Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen. 
28Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.
Weitere Heilungen.
29Und Jesus ging von dannen fürbaß und kam an das Galiläische Meer und ging auf einen Berg und setzte sich allda. 
30Und es kam zu ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel und viele andere und warfen sie Jesu vor die Füße, und er heilte sie, 
31daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.
Die Speisung der Viertausend.
32Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks; denn sie beharren nun wohl drei Tage bei mir und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ungegessen von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem Wege. 
33Da sprachen zu ihm seine Jünger: Woher mögen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen? 
34Und Jesus sprach zu ihnen: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben und ein wenig Fischlein. 
35Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erde 
36und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern; und die Jünger gaben sie dem Volk. 
37Und sie aßen alle und wurden satt; und hoben auf, was übrig blieb von Brocken, sieben Körbe voll. 
38Und die da gegessen hatten, derer waren viertausend Mann, ausgenommen Weiber und Kinder. 
39Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er in ein Schiff und kam in das Gebiet Magdalas.
Luther 1912Public Domain

 

Kommentar
Einleitung
Matthäus Kapitel 15 behandelt zentrale Fragen der Reinheit und des Glaubens, die sowohl das jüdische Gesetz als auch die universelle Botschaft Jesu betreffen. In diesem Kapitel begegnet Jesus sowohl den Pharisäern und Schriftgelehrten, die die religiösen Traditionen verteidigen, als auch einer heidnischen Frau, deren Glaube Jesus bewundert. Durch Wunder und Lehren verdeutlicht Jesus die wahre Bedeutung von Reinheit und die Weite des göttlichen Erbarmens.
Kommentar
Von Reinheit und Unreinheit (Verse 1-20):
In diesem Abschnitt wird Jesus von den Pharisäern und Schriftgelehrten herausgefordert, die ihm vorwerfen, dass seine Jünger die rituellen Vorschriften zur Handwaschung nicht einhalten. Jesus nutzt diese Gelegenheit, um die Prioritäten der religiösen Elite infrage zu stellen. Er zeigt, dass sie das Gebot Gottes zugunsten menschlicher Traditionen vernachlässigen. Er zitiert den Propheten Jesaja, um ihre Heuchelei zu entlarven: Sie ehren Gott mit ihren Lippen, aber ihr Herz ist fern von ihm. Jesus betont, dass wahre Unreinheit nicht von äußeren Ritualen herrührt, sondern von den bösen Gedanken und Taten, die aus dem Herzen kommen. Dies stellt eine radikale Verschiebung von der äußeren Gesetzestreue hin zu einer inneren moralischen Integrität dar.
Die kanaanäische Frau (Verse 21-28):
In diesem bemerkenswerten Abschnitt trifft Jesus auf eine kanaanäische Frau, die verzweifelt um Heilung für ihre besessene Tochter bittet. Obwohl Jesus zunächst zögert und sagt, dass seine Sendung auf die „verlorenen Schafe des Hauses Israel“ beschränkt ist, zeigt die Frau eine erstaunliche Beharrlichkeit und Demut. Sie akzeptiert Jesus‘ scheinbare Ablehnung, bleibt aber fest in ihrem Glauben, dass er auch ihr helfen kann. Jesus ist von ihrem Glauben so beeindruckt, dass er ihrer Bitte nachkommt und ihre Tochter heilt. Diese Begegnung unterstreicht die universelle Reichweite von Jesu Botschaft und die Macht des Glaubens, unabhängig von ethnischen oder religiösen Grenzen.
Weitere Heilungen und die Speisung der Viertausend (Verse 29-39):
Nach der Begegnung mit der kanaanäischen Frau zeigt Jesus erneut seine Macht durch eine Serie von Heilungen und das Wunder der Speisung der Viertausend. Diese Taten spiegeln das Mitgefühl Jesu für die leidenden Menschen wider und bestätigen seine göttliche Autorität. Besonders bemerkenswert ist die Parallele zur früheren Speisung der Fünftausend, wobei diesmal viertausend Männer, abgesehen von Frauen und Kindern, mit sieben Broten und wenigen Fischen gespeist werden. Diese Wunder verdeutlichen, dass Jesu Versorgung überreichlich ist und seine Gnade keine Grenzen kennt.
Zusammenfassung
Matthäus Kapitel 15 beleuchtet die tiefe spirituelle Lehre Jesu, die äußere Rituale in den Schatten stellt und den Zustand des Herzens in den Mittelpunkt rückt. Es zeigt, wie Jesus die engen Grenzen des jüdischen Gesetzes sprengt und den Glauben über ethnische und kulturelle Schranken hinweg lobt. Die Begegnung mit der kanaanäischen Frau demonstriert die Macht des Glaubens und die Weite von Gottes Gnade, während die Wunder der Heilung und Speisung Jesu unermessliches Mitgefühl und seine Fähigkeit, das Bedürfnis der Menschen zu stillen, offenbaren. Dieses Kapitel fordert die Leser auf, die Reinheit ihres Herzens zu prüfen und den Glauben als Schlüssel zur göttlichen Gnade zu erkennen.

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu Kapitel 54: Der barmherzige Samariter
Auf der Grundlage von Lukas 10,25-37.
Hier online lesen.

 

Kommentar
Einleitung
Das Kapitel 54 aus „Das Leben Jesu“ behandelt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, eine Geschichte, die tiefgreifende Lektionen über wahre Religion und Nächstenliebe vermittelt. Jesus verwendet dieses Gleichnis, um die Bedeutung von Mitgefühl und praktischer Liebe zu betonen, die über den bloßen Formalismus hinausgehen. Es zeigt, dass der wahre Ausdruck des Glaubens in der Bereitschaft liegt, anderen zu helfen, unabhängig von ihren kulturellen oder religiösen Unterschieden. In einer Zeit, in der Selbstgerechtigkeit und Abgrenzung vorherrschten, stellt Jesus das Gebot der Liebe über alle anderen Gebote.
Kommentar
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eine der tiefgründigsten und lehrreichsten Parabeln Jesu, die das Wesen wahrer Religion offenbart. Hier geht es nicht um äußere Riten oder formale Religionsausübung, sondern um die aktive Ausübung von Liebe, Mitgefühl und Barmherzigkeit gegenüber anderen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Glauben oder ihrer sozialen Stellung. Jesus nutzt die Geschichte, um die scheinheilige Haltung der religiösen Führer seiner Zeit zu entlarven und die zentrale Bedeutung der Nächstenliebe zu betonen.
Der barmherzige Samariter stellt den Kontrast zwischen theoretischer Religiosität und praktischer, lebendiger Nächstenliebe dar. Während der Priester und der Levit, die religiösen Autoritäten, an dem Verwundeten vorbeigehen, zeigt der Samariter, ein Außenseiter, wahre göttliche Barmherzigkeit. Das Gleichnis unterstreicht, dass wahre Frömmigkeit nicht darin besteht, sich von anderen abzugrenzen, sondern darin, sich um die Bedürftigen zu kümmern und ihnen in ihrer Not beizustehen.
Durch dieses Gleichnis fordert Jesus seine Zuhörer und alle Gläubigen auf, die Liebe Gottes nicht nur in Worten, sondern auch in Taten zu leben. Er zeigt, dass der wahre Nächste nicht nur der ist, der uns nahesteht, sondern jeder, der unsere Hilfe benötigt. Diese Lehre ist ein Aufruf, die Barrieren von Vorurteilen und Selbstgerechtigkeit zu durchbrechen und eine Haltung der unvoreingenommenen Barmherzigkeit zu kultivieren.
Zusammenfassung
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt eindrucksvoll die Notwendigkeit, Nächstenliebe und Barmherzigkeit über formale religiöse Praktiken zu stellen. Jesus macht deutlich, dass wahre Religion nicht im bloßen Befolgen von Ritualen besteht, sondern in der aktiven Hilfe für die Bedürftigen. Der Samariter, der trotz kultureller Feindschaft Mitleid zeigt, dient als Vorbild für echte göttliche Liebe. Das Gleichnis fordert uns auf, Barrieren abzubauen und jeden Menschen als unseren Nächsten zu sehen, dem wir helfen können. Diese Lehre bleibt eine zeitlose Erinnerung daran, dass die Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten die Essenz des Gesetzes und des Glaubenslebens ist.

 

WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu Kapitel 55: Nicht mit äußerlichen Gebärden …
Auf der Grundlage von Lukas 17,20-22.
Hier online lesen.

 

Kommentar
Kapitel 55 beschäftigt sich mit der zentralen Aussage Jesu, dass das Reich Gottes nicht durch äußere Zeichen oder weltliche Macht sichtbar wird, sondern vielmehr im Inneren des Menschen beginnt. Diese Lehre stand im krassen Gegensatz zu den Erwartungen der Pharisäer und vieler Juden, die auf ein sichtbares, irdisches Königreich hofften. Jesus wies darauf hin, dass das Reich Gottes ein geistlicher Zustand ist, der im Herzen der Gläubigen wächst, unabhängig von äußeren Umständen oder weltlichen Herrschaftsformen.
Jesus lehrte seine Jünger, dass die wahre Herrlichkeit seines Wirkens nicht in weltlicher Pracht liegt, sondern in der geistlichen Erneuerung des Einzelnen durch den Heiligen Geist. Erst nach seiner Himmelfahrt und der Ausgießung des Heiligen Geistes erkannten die Jünger das volle Ausmaß der Mission Jesu. Sie verstanden, dass das Königreich Christi nicht durch irdische Gesetze oder Machtstrukturen errichtet wird, sondern durch die Veränderung des Herzens und die Nachfolge Christi.
Diese Botschaft bleibt auch heute relevant: Das Reich Gottes wird nicht durch politische Macht oder äußere Reformen aufgebaut, sondern durch die innere Erneuerung und das Leben nach den Lehren Christi. Gläubige sind aufgerufen, nicht nach weltlichem Ruhm zu streben, sondern in Demut und Selbstverleugnung den Weg Christi zu gehen, der das wahre Licht und Leben in die Welt gebracht hat.