26.Oktober 2024
TÄGLICHES BIBELLESEN – Johannes Kap.20
Der Ostermorgen.
1An dem ersten Tage der Woche kommt Maria Magdalena früh, da es noch finster war, zum Grabe und sieht, daß der Stein vom Grabe hinweg war. 2Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, welchen Jesus liebhatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hin gelegt haben.
3Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grabe. 4Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief zuvor, schneller denn Petrus, und kam am ersten zum Grabe, 5guckt hinein und sieht die Leinen gelegt; er ging aber nicht hinein. 6Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinen gelegt, 7und das Schweißtuch, das Jesu um das Haupt gebunden war, nicht zu den Leinen gelegt, sondern beiseits, zusammengewickelt, an einen besondern Ort. 8Da ging auch der andere Jünger hinein, der am ersten zum Grabe kam, und sah und glaubte es. 9Denn sie wußten die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte. 10Da gingen die Jünger wieder heim.
Maria von Magdala.
11Maria aber stand vor dem Grabe und weinte draußen. Als sie nun weinte, guckte sie in das Grab 12und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und den andern zu den Füßen, da sie den Leichnam Jesu hin gelegt hatten. 13Und diese sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hin gelegt haben.
14Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sieht Jesum stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist. 15Spricht Jesus zu ihr: Weib, was weinest du? Wen suchest du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hin gelegt, so will ich ihn holen. 16Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni (das heißt: Meister)!
17Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. 18Maria Magdalena kommt und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und solches hat er zu mir gesagt.
Die Vollmacht der Jünger.
19Am Abend aber desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.
21Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist! 23Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Thomas.
24Thomas aber, der Zwölf einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, da Jesus kam. 25Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, will ich’s nicht glauben.
26Und über acht Tage waren abermals seine Jünger drinnen und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch! 27Darnach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
30Auch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. 31Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.
Luther 1912. Public Domain
Kommentar
Einleitung:
Johannes Kapitel 20 schildert die zentrale und entscheidende Glaubensbotschaft des Christentums: die Auferstehung Jesu von den Toten. Es beschreibt die Ereignisse des Ostermorgens, beginnend mit Maria Magdalena, die das leere Grab entdeckt, über das Erscheinen Jesu vor seinen Jüngern bis hin zur Begegnung mit dem zweifelnden Thomas. In diesem Kapitel wird nicht nur der Sieg Jesu über den Tod verkündet, sondern auch die Bestätigung seiner göttlichen Sendung und der Beginn der Mission seiner Jünger, ausgestattet mit dem Heiligen Geist.
Kommentar:
Das Kapitel beginnt mit einer tiefen menschlichen Erfahrung: Maria Magdalena kommt früh am Morgen zum Grab Jesu, um ihre Trauer zu bewältigen. Ihre Begegnung mit dem leeren Grab löst zunächst Verwirrung und Entsetzen aus. Sie glaubt, dass jemand den Leichnam Jesu gestohlen hat, und eilt zu Petrus und Johannes, um diese Nachricht zu überbringen. Diese Reaktion zeigt, dass auch Jesu engste Freunde und Jünger nicht vorbereitet waren auf die Auferstehung, obwohl Jesus sie mehrmals darauf hingewiesen hatte.
Die Szene, in der Petrus und Johannes zum Grab eilen, ist von Bedeutung. Johannes, der schneller ist als Petrus, hält inne und wartet, bis Petrus als Erster das Grab betritt. Dieser Moment unterstreicht die dynamische Beziehung zwischen den beiden Jüngern: Petrus, der impulsive Führer, geht voran, während Johannes, der Jünger, den Jesus liebte, ihn respektvoll begleitet. Als beide das Grab betreten und die sorgfältig zusammengelegten Leinen und das Schweißtuch sehen, beginnt in ihnen der Glaube an die Auferstehung zu wachsen, obwohl sie die Schrift noch nicht vollständig verstanden haben.
Ein zentrales Element dieses Kapitels ist die Begegnung von Maria Magdalena mit dem auferstandenen Jesus. Ihre Tränen und Verzweiflung, als sie Jesus zunächst nicht erkennt, spiegeln die menschliche Erfahrung der Trauer wider. Als sie jedoch Jesus hört, der sie beim Namen ruft, erkennt sie ihn und nennt ihn „Rabbuni“ – was „Meister“ bedeutet. Diese intime und persönliche Begegnung zeigt, wie Jesus seine Jünger nicht nur als Lehrer, sondern auch als Freund und Hirte kennt. Seine Aufforderung an Maria, ihn nicht zu berühren, weist darauf hin, dass er sich noch im Übergang zum Vater befindet, aber auch darauf, dass die Beziehung zwischen Jesus und seinen Jüngern sich nun verändert hat. Er ist nicht mehr der irdische Rabbi, sondern der verherrlichte Sohn Gottes, der bald zum Vater aufsteigen wird.
Ein weiterer wichtiger Abschnitt dieses Kapitels ist das erste Erscheinen Jesu vor seinen versammelten Jüngern am Abend des Ostertages. Die Jünger sind in einem abgeschlossenen Raum aus Furcht vor den Juden versammelt, doch Jesus tritt plötzlich mitten unter ihnen auf. Seine ersten Worte sind „Friede sei mit euch!“, was eine doppelte Bedeutung hat: Zum einen beruhigt er ihre Ängste, zum anderen kündigt er den neuen Frieden an, den seine Auferstehung mit sich bringt – den Frieden zwischen Gott und den Menschen. Die Geste, seine Wundmale zu zeigen, ist eine Bestätigung, dass der auferstandene Jesus tatsächlich derjenige ist, der am Kreuz gelitten hat, und dass seine Auferstehung real und körperlich ist. Der Geist, den er ihnen einhaucht, ist der Heilige Geist, der sie für ihre zukünftige Mission stärkt und ihnen die Autorität verleiht, Sünden zu vergeben oder zu behalten.
Der Abschnitt über Thomas, oft „der Zweifler“ genannt, ist besonders bedeutsam. Thomas war nicht anwesend, als Jesus das erste Mal den Jüngern erschien, und er zeigt seine Skepsis offen. Seine Forderung, die Wundmale Jesu zu berühren, um zu glauben, spiegelt die natürliche menschliche Neigung wider, nach Beweisen zu suchen. Acht Tage später erfüllt Jesus diese Forderung und erscheint erneut, speziell um Thomas zu begegnen. Jesus fordert ihn auf, seine Wunden zu berühren, doch Thomas‘ Antwort „Mein Herr und mein Gott!“ zeigt, dass er nun ohne Zögern glaubt. Diese Szene betont nicht nur die geduldige Fürsorge Jesu gegenüber den Zweifeln seiner Jünger, sondern auch die Bedeutung des Glaubens. Jesu Worte an Thomas – „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ – sind eine Ermutigung an alle Gläubigen, die Jesus nicht physisch gesehen haben und dennoch an seine Auferstehung glauben. Dies ist ein Kernpunkt des christlichen Glaubens: der Glaube an das Unsichtbare, das Vertrauen auf das Zeugnis der Schrift und der Jünger.
Die letzten beiden Verse des Kapitels (Johannes 20,30-31) bieten eine wichtige Reflexion über den Zweck des Evangeliums. Johannes sagt, dass Jesus viele weitere Zeichen tat, die nicht in diesem Buch aufgeschrieben sind, doch das, was aufgeschrieben wurde, dient einem klaren Ziel: den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, zu fördern, damit die Menschen durch diesen Glauben das ewige Leben haben. Dies zeigt, dass das Evangelium nicht nur eine historische Aufzeichnung ist, sondern ein Mittel zur Glaubensförderung und Erlösung.
Zusammenfassung:
Johannes 20 beschreibt den Ostermorgen und die Begegnungen der Jünger mit dem auferstandenen Jesus. Maria Magdalena entdeckt das leere Grab und trifft später auf Jesus, der sie beauftragt, die Botschaft seiner Auferstehung den Jüngern zu überbringen. Jesus erscheint am Abend den Jüngern und gibt ihnen den Heiligen Geist, um sie für ihre zukünftige Mission vorzubereiten. Thomas, der zunächst zweifelte, wird von Jesus aufgefordert, seine Wundmale zu berühren, und er bekennt schließlich seinen Glauben. Der Glaube an die Auferstehung Jesu wird als zentraler Punkt des christlichen Glaubens betont, und Johannes schließt das Kapitel mit der Erklärung, dass sein Evangelium geschrieben wurde, damit die Menschen an Jesus Christus glauben und durch diesen Glauben das Leben erlangen.
WÖCHENTLICHES LESEN DER GEIST DER PROPHEZEIUNG – Ellen White | Das Leben Jesu
Kapitel 72: “Zu meinem Gedächtnis …”
Auf der Grundlage von Matthäus 26,20-29; Markus 14,17-25; Lukas 22,14-23; Johannes 13,18-30.
Hier online lesen.