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12.3 Die Kreuzigung
Die rettende Schwäche: Die bittere Ironie der Kreuzigung Jesu
Lies Markus 15,21–38. Welche schreckliche, schmerzvolle Ironie findet sich in diesem Abschnitt?
In Markus 15,21–38 finden wir eine tiefe, schmerzvolle Ironie, die den Höhepunkt der Passionsgeschichte darstellt. Die Ironie liegt darin, dass Jesus, der Retter der Menschheit, am Kreuz als hilfloses Opfer erscheint. Die religiösen Führer und Soldaten, die ihn verspotten, weisen auf seine scheinbare Unfähigkeit hin, sich selbst zu retten, obwohl er andere gerettet hat (Mk 15,31). Doch genau in dieser scheinbaren Hilflosigkeit liegt die wahre Bedeutung seines Opfers – indem Jesus sich selbst nicht rettet, rettet er die Welt.
  1. Die tiefe Ironie der Rettung
    Die Aussage der religiösen Führer „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten“ ist eine bittere Ironie. Sie erkennen Jesu Fähigkeit an, Menschen zu heilen und zu retten, und doch verspotten sie ihn, weil er am Kreuz nicht in der Lage ist, sich selbst zu befreien. Was sie jedoch nicht verstehen, ist, dass Jesu Weigerung, sich selbst zu retten, der Kern seiner Mission ist. Seine Opferbereitschaft ist der Schlüssel zur Erlösung der Menschheit. Der wahre Retter entscheidet sich bewusst, nicht sich selbst zu befreien, um anderen das Leben zu schenken.
  2. Jesu scheinbare Schwäche als Quelle der Erlösung
    Jesus, der bis zu seiner Verhaftung Herr der Lage war, scheint jetzt völlig machtlos. Er wird nicht nur verspottet, sondern auch physisch zermürbt – so sehr, dass ein Fremder, Simon von Kyrene, sein Kreuz tragen muss. Doch diese Ohnmacht ist nur äußerlich. In Wirklichkeit ist Jesus immer noch der Herr über das Geschehen. Seine bewusste Entscheidung, das Kreuz zu tragen und nicht einzugreifen, zeigt seine wahre Stärke und seinen Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen.
  3. Die Ironie des Spottes
    Die religiösen Führer nutzen christologische Titel wie „König“, „Retter“ und „Sohn Gottes“, um Jesus zu verhöhnen. Diese Titel, die sie zur Demütigung verwenden, sind jedoch die wahren Bezeichnungen Jesu. Ohne es zu wissen, bestätigen sie Jesu wahre Identität. Während sie ihn verspotten, offenbaren sie ungewollt die tiefere Wahrheit seiner Mission und seines Wesens. Jesus ist tatsächlich der König und Retter, und die Kreuzigung ist der Moment, in dem seine göttliche Identität am deutlichsten wird.
  4. Das Geheimnis des Kreuzes
    Während des Evangeliums gibt es immer wieder das Motiv der Geheimhaltung, bei dem Jesus seine Identität als Messias oft verborgen hält. Doch am Kreuz kann seine Identität nicht länger verborgen bleiben. Die Kreuzigung ist der Moment, in dem das größte Geheimnis – dass Jesus der Sohn Gottes ist, der die Welt rettet – offenbart wird. Die scheinbare Niederlage des Kreuzes ist in Wahrheit der Moment des Sieges, in dem Jesus die Sünde und den Tod besiegt.
  5. Das Leiden als Teil des göttlichen Plans
    Jesu Leidensweg und die körperlichen Qualen, die er am Kreuz erträgt, erfüllen die prophetischen Schriften (vgl. Ps 22). Die unvorstellbaren Schmerzen, die er erduldet – die Nägel durch seine Handgelenke, das Erstickungsgefühl, das beim Aufrichten des Körpers entsteht –, sind nicht nur eine Demonstration menschlicher Grausamkeit, sondern Teil des göttlichen Plans zur Erlösung. Jesu Leidensbereitschaft zeigt, dass wahre Liebe und Hingabe keine Grenzen kennen.
Fazit
Die Kreuzigung Jesu, wie sie in Markus 15,21–38 beschrieben wird, ist eine zutiefst ironische und schmerzhafte Szene. Die religiösen Führer, die Jesus verhöhnen, erkennen nicht, dass er durch seine scheinbare Ohnmacht am Kreuz die ultimative Rettung bringt. Die Ironie liegt darin, dass Jesus, der sich selbst nicht rettet, gerade durch diese Tat die Welt rettet. Sein Opfer ist der Schlüssel zur Erlösung, und seine wahre königliche Würde wird durch das Kreuz offenbar.
Lies Johannes 1,1–3 und denke darüber nach, was uns dieser Abschnitt über Jesus sagt, denselben Jesus, der hier bei Markus gekreuzigt wird. Wie können wir es verstandesmäßig erfassen, was der Tod Christi für uns bedeutet?
In Johannes 1,1–3 lesen wir:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“
Dieser Abschnitt offenbart die göttliche Natur Jesu. Er wird als das „Wort“ bezeichnet, das schon vor der Schöpfung existierte und durch das alles geschaffen wurde. Das bedeutet, dass der Jesus, der in Markus gekreuzigt wird, derselbe ist, der das Universum erschaffen hat. Das lässt uns staunen über die Tiefe des Mysteriums der Menschwerdung: Der Schöpfer des Universums wurde Mensch und nahm das Leiden und den Tod auf sich.
Was sagt uns Johannes 1,1–3 über Jesus?
  1. Jesus ist ewig und göttlich: Jesus ist nicht nur ein Mensch oder ein Prophet – er ist das ewige „Wort“, das von Anfang an bei Gott war und selbst Gott ist. Dies verdeutlicht, dass Jesus nicht nur der Retter, sondern auch der Schöpfer ist. In seiner Person vereinen sich Menschlichkeit und Göttlichkeit.
  2. Jesus ist der Schöpfer: „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht.“ Jesus ist der Ursprung und der Schöpfer des Lebens. Das bedeutet, dass derjenige, der am Kreuz hängt, der Urheber des Lebens selbst ist. Dies verleiht seiner Kreuzigung eine noch tiefere Bedeutung – der Schöpfer gibt sein Leben für die Schöpfung, um sie zu retten.
Das Geheimnis des Todes Christi verstandesmäßig erfassen
Es ist schwer, mit unserem Verstand vollständig zu begreifen, was der Tod Christi für uns bedeutet, da es eine tiefe spirituelle Wahrheit ist. Einige Gedanken können uns jedoch helfen, es besser zu verstehen:
  1. Gottes Liebe und Opferbereitschaft: Der Tod Jesu ist das ultimative Zeichen von Gottes Liebe zu uns. Wenn wir bedenken, dass der ewige und allmächtige Schöpfer bereit war, sich für seine Schöpfung zu opfern, sehen wir die unermessliche Größe dieser Liebe. Diese Liebe geht über unser Verständnis hinaus, aber wir können sie im Glauben annehmen.
  2. Der Schöpfer leidet für seine Schöpfung: Der Gedanke, dass der Schöpfer des Universums am Kreuz leidet, ist schwer zu erfassen. Es zeigt jedoch, dass Gott bereit ist, das Äußerste zu tun, um uns zu retten. Der Tod Jesu offenbart, dass Gott sich mit unserem Leiden identifiziert und es auf sich nimmt, um uns aus der Sünde und dem Tod zu befreien.
  3. Die göttliche Gerechtigkeit und Gnade: Am Kreuz sehen wir sowohl Gottes Gerechtigkeit als auch seine Gnade. Gerechtigkeit, weil die Sünde gesühnt werden muss; Gnade, weil Jesus die Strafe an unserer Stelle trägt. Es ist ein göttliches Paradoxon: Durch den Tod des Unschuldigen wird die Schuldigen erlöst.
  4. Das Geheimnis des Glaubens: Letztlich bleibt der Tod Christi ein tiefes Geheimnis, das wir nicht vollständig verstehen können, aber durch den Glauben annehmen dürfen. Wir erkennen, dass es mehr ist als ein historisches Ereignis – es ist der Schlüssel zur Erlösung und zur Versöhnung mit Gott.
Fazit
Johannes 1,1–3 offenbart uns die göttliche und ewige Natur Jesu, der in Markus gekreuzigt wird. Es zeigt uns, dass derjenige, der am Kreuz leidet, derselbe ist, durch den die Welt geschaffen wurde. Der Tod Christi bleibt ein tiefes Geheimnis, das sowohl Gottes Liebe als auch seine Gerechtigkeit offenbart. Auch wenn wir es verstandesmäßig nicht vollständig begreifen können, lädt uns der Glaube dazu ein, es als das zentrale Ereignis unserer Erlösung anzunehmen und im Herzen zu verstehen.
Die Verbindung zwischen der Kreuzigung Jesu und unserem Alltagsleben sowie unserem Glauben liegt darin, dass wir durch das Beispiel Jesu lernen, was wahre Stärke, Liebe und Hingabe bedeuten, auch wenn sie oft in einer Form erscheinen, die für die Welt wie Schwäche wirkt.
  1. Die Kraft in der Schwäche: Im Alltag fühlen wir uns oft ohnmächtig, wenn wir mit Leid, Ungerechtigkeit oder Herausforderungen konfrontiert werden. Doch die Kreuzigung Jesu zeigt uns, dass wahre Stärke nicht in äußerer Macht liegt, sondern in der Fähigkeit, Opfer zu bringen und für andere da zu sein. Jesu bewusste Entscheidung, sich nicht zu retten, sondern sich für die Menschheit hinzugeben, erinnert uns daran, dass auch unsere scheinbaren Schwächen und Leiden dazu beitragen können, Liebe und Heilung in die Welt zu bringen.
  2. Das Paradoxon der Erlösung: Die Ironie der Kreuzigung – dass Jesus durch seinen Tod die Menschheit rettet – spiegelt sich in vielen Aspekten unseres Glaubens und Lebens wider. Wir erkennen, dass oft genau das, was als Niederlage oder Verlust erscheint, der Beginn von etwas Größerem sein kann. Wenn wir im Alltag mit Schwierigkeiten oder Verlusten kämpfen, können wir im Glauben darauf vertrauen, dass Gott auch in diesen Situationen wirkt, um etwas Gutes hervorzubringen.
  3. Selbstaufopferung und Liebe: Jesu Tod am Kreuz ist der ultimative Ausdruck von Gottes Liebe. Er zeigt uns, dass wahre Liebe bereit ist, sich selbst zu opfern. Diese Botschaft fordert uns heraus, in unserem eigenen Leben liebevoll und opferbereit zu handeln – sei es in unseren Beziehungen, in der Familie, oder wenn wir anderen Menschen in Not helfen. Jesu Kreuzigung erinnert uns daran, dass selbst das kleinste Opfer einen großen Unterschied machen kann, wenn es aus Liebe geschieht.
  4. Gerechtigkeit und Gnade im Alltag: Am Kreuz sehen wir das perfekte Gleichgewicht zwischen Gerechtigkeit und Gnade. Auch in unserem Leben sind wir oft aufgefordert, dieses Gleichgewicht zu suchen – zwischen dem Streben nach Gerechtigkeit und dem Ausüben von Gnade und Vergebung gegenüber anderen. Die Kreuzigung lehrt uns, dass wir nicht nur für unser Recht kämpfen sollen, sondern auch bereit sein müssen, Gnade und Vergebung zu gewähren, selbst wenn es schwierig ist.
  5. Der Glaube an das Unbegreifliche: Wie der Tod Jesu am Kreuz für uns schwer verständlich ist, so gibt es auch im Alltag oft Situationen, die wir nicht vollständig begreifen können. Der Glaube fordert uns auf, in diesen Momenten zu vertrauen, dass Gott einen größeren Plan hat, auch wenn wir ihn nicht sofort sehen. Wir können lernen, mit Geduld und Vertrauen auf Gottes Führung zu reagieren, so wie Jesus selbst seinem Vater vertraute, selbst als er am Kreuz hing.
Fazit: Die Kreuzigung Jesu und die Ironie, dass durch seine scheinbare Schwäche die Rettung der Welt ermöglicht wird, lehrt uns, dass auch in unserem Alltag scheinbare Schwäche zur Stärke und Niederlage zum Sieg werden kann. Der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus fordert uns heraus, auf Gottes Plan zu vertrauen, uns in Liebe aufzuopfern und auch in schwierigen Momenten auf Gerechtigkeit und Gnade zu hoffen.

Wahre Stärke zeigt sich nicht darin, sich selbst zu retten, sondern darin, das Opfer zu bringen, das andere rettet.