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9.5 Das größte Gebot
Das höchste Gebot: Liebe zu Gott und zum Nächsten als Kern des Glaubens
Lies Markus 12,28–34. Welche tiefgründige Frage stellte der Schrift gelehrte, der Jesus gegenüber positiv eingestellt war, und welche zweifache Antwort gab Jesus?
In Markus 12,28-34 begegnen wir einem Schriftgelehrten, der sich mutig von der feindseligen Haltung seiner Kollegen abhebt und Jesus mit einer tiefgründigen Frage konfrontiert: „Welches Gebot ist das wichtigste?“ Diese Frage zielt direkt auf das Herz des Glaubens und der Religion.
Jesus antwortet klar und prägnant, indem er das zentrale Gebot des jüdischen Glaubens, das Schma aus 5. Mose 6,4-5, zitiert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft.“ Doch Jesus belässt es nicht dabei; er fügt hinzu, dass das zweitwichtigste Gebot ist, „deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18). Diese zweifache Antwort fasst die Essenz des Glaubens zusammen: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten, die untrennbar miteinander verbunden sind.
Der Schriftgelehrte erkennt die Wahrheit und Tiefe in Jesu Antwort und bekräftigt sie öffentlich. Seine Anerkennung zeigt, dass er aufrichtig auf der Suche nach dem Kern des Glaubens ist, im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen, die Jesus nur in eine Falle locken wollten. Jesus lobt seine Einsicht und stellt fest, dass der Schriftgelehrte „nicht weit vom Reich Gottes entfernt“ ist—ein Hinweis darauf, dass er auf dem richtigen Weg ist, aber noch den letzten Schritt tun muss: die Anerkennung und Nachfolge Jesu.
Dieses Gespräch lehrt uns, dass wahre Religiosität nicht in ritualisierten Handlungen liegt, sondern in einer tiefen, ganzheitlichen Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen. Es fordert uns heraus, unseren Glauben in aufrichtiger Liebe zu leben, die sich in Treue und Handeln manifestiert. Der Schriftgelehrte hat den Kern des Glaubens verstanden, doch die endgültige Erfüllung findet sich in der Nachfolge Jesu—ein Schritt, der uns alle herausfordert, den Glauben nicht nur zu verstehen, sondern auch zu leben.
Wie können wir lernen, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst? Warum ist das Kreuz der Schlüssel zur Erfüllung dieser Gebote?
Um zu lernen, Gott zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst, müssen wir uns auf eine tiefgehende Transformation unseres Herzens und unseres Denkens einlassen, die durch die Gnade Gottes und das Vorbild Jesu Christi möglich wird.
  1. Lernen, Gott zu lieben: Die Liebe zu Gott beginnt mit der Erkenntnis seiner Liebe zu uns. In der Bibel erfahren wir, dass Gott uns zuerst geliebt hat (1. Johannes 4,19). Diese Erkenntnis bewegt uns, auf seine Liebe zu antworten. Wir lernen, Gott zu lieben, indem wir Zeit in seiner Gegenwart verbringen—durch Gebet, das Lesen der Schrift und das Nachsinnen über seine Werke. Indem wir uns daran erinnern, wer Gott ist und was er für uns getan hat, wächst unsere Liebe zu ihm. Diese Liebe wird durch Gehorsam, Vertrauen und Anbetung sichtbar.
  2. Lernen, unseren Nächsten zu lieben: Die Liebe zum Nächsten erfordert, dass wir unseren Blick von uns selbst abwenden und die Bedürfnisse und Würde anderer erkennen. Jesus zeigte durch sein Leben und Sterben, was es bedeutet, den Nächsten zu lieben—mit Mitgefühl, Vergebung, und selbstloser Hingabe. Wir lernen, unseren Nächsten zu lieben, indem wir Jesu Beispiel folgen: indem wir dienen, vergeben und uns bemühen, Frieden zu stiften. Es bedeutet auch, andere so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten (Matthäus 7,12).
Das Kreuz als Schlüssel zur Erfüllung dieser Gebote: Das Kreuz steht im Zentrum des christlichen Glaubens und ist der Schlüssel zur Erfüllung der Gebote der Liebe. Am Kreuz hat Jesus die größte Liebestat vollbracht—er hat sein Leben gegeben, um uns zu erlösen. Durch sein Opfer hat er nicht nur unsere Sünden vergeben, sondern auch den Weg freigemacht, wie wir Gott und den Nächsten lieben können.
  1. Gottes Liebe erkennen: Am Kreuz sehen wir, wie tief Gottes Liebe für uns ist. Diese Erkenntnis führt uns dazu, ihn mit allem, was wir sind, zu lieben.
  2. Gnade empfangen: Das Kreuz zeigt uns, dass wir aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, vollkommen zu lieben. Doch durch die Gnade, die uns durch das Kreuz geschenkt wird, können wir die Kraft und Fähigkeit empfangen, diese Liebe zu leben.
  3. Vergebung und Versöhnung: Das Kreuz ermöglicht uns, unsere Nächsten zu lieben, selbst wenn sie uns verletzt haben, weil wir selbst durch Christus Vergebung erfahren haben. Es lehrt uns, in der Liebe Gottes zu leben und anderen diese Liebe zu schenken, unabhängig von den Umständen.
Das Kreuz erinnert uns daran, dass wahre Liebe Opfer erfordert, aber auch, dass diese Liebe die Macht hat, Leben zu verändern und zu erneuern—unsere eigenen Leben und die derer, denen wir begegnen. Durch das Kreuz werden wir befähigt, die beiden größten Gebote zu erfüllen und ein Leben zu führen, das Gott ehrt und andere Menschen segnet.
Die Lehre von der Liebe zu Gott und zum Nächsten als das größte Gebot hat eine tiefgreifende Verbindung zu unserem Alltagsleben und Glauben.
  1. Die Priorität der Liebe im Alltag: Die Aufforderung, Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben, stellt uns vor die tägliche Herausforderung, unsere Prioritäten neu zu ordnen. Es bedeutet, dass unsere Entscheidungen, Handlungen und Gedanken von dieser Liebe geprägt sein sollten. Im Alltag kann dies bedeuten, Zeit für Gebet und Gottesdienst zu finden, aber auch in jeder Situation nach Gottes Willen zu fragen und danach zu handeln.
  2. Praktische Nächstenliebe: Die Liebe zum Nächsten zeigt sich im täglichen Umgang mit den Menschen um uns herum—sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinschaft. Es bedeutet, aktiv auf die Bedürfnisse anderer zu achten, Mitgefühl zu zeigen, Vergebung zu üben und bereit zu sein, auch Opfer zu bringen. Diese Liebe ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine bewusste Entscheidung, die wir jeden Tag neu treffen müssen.
  3. Das Kreuz als Quelle und Vorbild: Das Kreuz ist nicht nur ein Symbol des Glaubens, sondern die Quelle, aus der wir die Kraft schöpfen, diese Liebe zu leben. Es erinnert uns daran, dass Jesus den höchsten Preis für unsere Erlösung bezahlt hat, und ermutigt uns, in dieser Liebe zu leben und sie weiterzugeben. Im Alltag bedeutet das, dass wir in schwierigen Situationen auf die Kraft und Gnade Gottes vertrauen, um richtig zu handeln—sei es in der Vergebung, im Dienen oder im Opfern eigener Interessen für das Wohl anderer.
  4. Veränderung und Erneuerung: Durch das Kreuz werden wir befähigt, unser Leben nach den Geboten der Liebe auszurichten. Es ermöglicht uns, alte Muster abzulegen und in der Liebe Gottes neu zu leben. Diese Erneuerung zeigt sich in unseren Beziehungen, in unserer Geduld, in unserem Umgang mit Herausforderungen und in der Art und Weise, wie wir Gottes Liebe widerspiegeln.
Fazit: Die Verbindung dieser Lehren mit unserem Alltagsleben zeigt, dass der christliche Glaube nicht nur eine Theorie ist, sondern eine lebendige Praxis. Durch die Liebe zu Gott und zum Nächsten—getragen und ermöglicht durch das Kreuz—können wir ein Leben führen, das sowohl Gott ehrt als auch die Menschen in unserem Umfeld segnet. Diese Liebe ist der Kern unseres Glaubens und sollte der rote Faden in allem sein, was wir tun.

Die wahre Erfüllung unseres Glaubens liegt in der Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten.