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11.3 Sklaverei zur Zeit von Paulus
Eine Betrachtung der sozialen Realität und christlichen Werte
Lies dir die Ratschläge für Sklaven und Sklavenhalter in den ­folgenden Textabschnitten durch: Epheser 6,5–9; Kolosser 3,22–4,1; 1. Korinther 7,20–24; 1. Timotheus 6,1–2; 1. Petrus 2,18–25. Wie würdest du diese Ratschläge zusammenfassen?
Die Ratschläge für Sklaven und Sklavenhalter in den verschiedenen Textabschnitten der Bibel können wie folgt zusammengefasst werden:
  1. Sklaven werden aufgefordert, ihren Herren mit Respekt und Furcht vor Gott zu dienen, unabhängig davon, ob ihre Herren gerecht oder ungerecht sind (Epheser 6,5–8; Kolosser 3,22–25; 1. Petrus 2,18–25). Sie sollen ihren Dienst mit aufrichtigem Herzen als Dienst für Christus tun, und sie können auf die Belohnung von Gott hoffen, der gerecht urteilt.
  2. Sklavenhalter werden angewiesen, ihre Sklaven gerecht und freundlich zu behandeln und unnötige Drohungen zu vermeiden (Epheser 6,9; Kolosser 4,1). Sie sollten ihre Macht nicht missbrauchen, sondern ihre Autorität in Übereinstimmung mit den Prinzipien des Evangeliums ausüben, indem sie ihre Sklaven als gleichwertige Brüder und Schwestern im Herrn betrachten.
  3. Paulus unterstreicht, dass die soziale Revolution nicht durch äußere rechtliche Veränderungen, sondern durch eine Veränderung der Herzen und der Beziehungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft stattfinden soll (1. Korinther 7,20–24). Die Grundlage für diese Vision ist die Annahme aller Gläubigen als Kinder Gottes und die Gleichheit aller vor Christus.
Insgesamt fordern diese Ratschläge dazu auf, die christlichen Prinzipien der Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in den Beziehungen zwischen Sklaven und Sklavenhaltern zu praktizieren. Sie betonen die Wichtigkeit, alle Menschen als von Gott geliebte Geschöpfe zu behandeln und die göttliche Gerechtigkeit über gesellschaftliche Normen und Strukturen zu stellen.
Einer der größten Schandflecke der christlichen Geschichte ist die Art und Weise, wie einige Menschen diese Bibelstellen über die Sklaverei benutzten, um dieses Übel zu rechtfertigen. Welche erschreckende Botschaft sollten wir daraus mitnehmen, wie sorgfältig wir mit dem Wort Gottes umgehen müssen?
Die erschreckende Botschaft, die wir aus der missbräuchlichen Verwendung von Bibelstellen zur Rechtfertigung der Sklaverei ziehen sollten, ist die Wichtigkeit eines sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgangs mit dem Wort Gottes. Diese tragische Episode in der Geschichte des Christentums erinnert uns daran, dass die Bibel nicht nur ein Buch ist, das wir nach Belieben interpretieren können, um unsere eigenen Interessen zu fördern oder unsere Vorurteile zu bestätigen.
Stattdessen erfordert die Auslegung der Bibel ein tiefes Verständnis des historischen und kulturellen Kontextes, in dem die Texte verfasst wurden, sowie ein ernsthaftes Bemühen, den wahren Sinn und die Absicht der biblischen Autoren zu erfassen. Wir müssen auch bereit sein, die zeitlosen Prinzipien der Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die im gesamten biblischen Text enthalten sind, über unsere eigenen Vorstellungen und gesellschaftlichen Normen zu stellen.
Darüber hinaus müssen wir uns bewusst sein, dass die Bibel als inspiriertes Wort Gottes interpretiert werden sollte, das uns zur Liebe und zum Dienst an anderen Menschen anleitet, anstatt als Mittel zur Rechtfertigung von Unterdrückung, Ausbeutung oder Ungerechtigkeit.
Die Geschichte der Sklaverei und die Art und Weise, wie einige Christen sie durch eine fehlerhafte Auslegung der Bibel gerechtfertigt haben, sollte uns zu größerer Demut und Vorsicht im Umgang mit dem Wort Gottes ermahnen. Es ist unsere Verantwortung, die Lehren der Schrift auf eine Weise anzuwenden, die die Würde und den Wert jedes einzelnen Menschen respektiert und fördert, und dabei die zeitlose Botschaft der Liebe und Versöhnung zu betonen, die im Evangelium verkündet wird.

Die Verbindung zwischen diesen biblischen Ratschlägen und unserem Alltagsleben sowie unserem Glauben ist vielschichtig:
  1. Achtung vor allen Menschen: Die Bibel erinnert uns daran, dass alle Menschen von Gott geschaffen und geliebt sind. Unabhängig von sozialen oder wirtschaftlichen Unterschieden sollten wir einander mit Respekt, Liebe und Barmherzigkeit begegnen.
  2. Gerechtigkeit und Fairness: Die Prinzipien der Gerechtigkeit und Fairness, die in den biblischen Ratschlägen für Sklaven und Sklavenhalter betont werden, sollten auch in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen Anwendung finden. Wir sollten danach streben, gerecht zu handeln und die Rechte und Würde aller Menschen zu respektieren.
  3. Verantwortung und Machtmissbrauch: Die Bibel warnt vor dem Missbrauch von Macht und Autorität. Wir müssen unsere Verantwortung als Menschen, die über andere Autorität haben, ernst nehmen und sicherstellen, dass wir sie im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums ausüben.
  4. Gleichheit vor Gott: Die Botschaft der Bibel betont die Gleichheit aller Menschen vor Gott. Unabhängig von unserer sozialen Stellung oder unserem Status sind wir alle gleichermaßen geliebte Geschöpfe Gottes. Diese Überzeugung sollte unsere Einstellung und unser Verhalten gegenüber anderen prägen.
  5. Demut und Reflexion: Angesichts der Geschichte der Sklaverei und ihrer missbräuchlichen Verwendung von biblischen Texten sollten wir demütig sein und bereit sein, unsere eigenen Überzeugungen und Interpretationen kritisch zu reflektieren. Wir sollten uns bewusst sein, dass unsere Handlungen und Entscheidungen das Leben anderer Menschen beeinflussen können und daher im Einklang mit den Lehren der Liebe und Gerechtigkeit stehen sollten.
Insgesamt erinnern uns die biblischen Ratschläge zur Sklaverei daran, dass unser Glaube nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern auch unser tägliches Leben und unsere Interaktionen mit anderen prägen sollte. Indem wir die zeitlosen Prinzipien der Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in die Praxis umsetzen, können wir dazu beitragen, eine Welt zu schaffen, die von Gottes Liebe und Versöhnung geprägt ist.