Stellt euch vor, ihr seid in Hiobs Lage. Euer Leben zerfällt, ohne erkennbaren Grund oder Sinn. Alles, wofür ihr gearbeitet habt, all die Segnungen, die euch zuteilwurden, lösen sich vor euren Augen auf. Es scheint, als ob das Universum in einem chaotischen Durcheinander steckt, ohne klare Richtung oder Absicht.
Vor Jahren ereignete sich ein tragisches Schulbusunglück, bei dem viele unschuldige Kinder ihr Leben verloren. Ein Atheist kommentierte, dass solche Ereignisse in einer sinnlosen Welt zu erwarten seien, denn eine derartige Tragödie ergibt keinen Sinn in einer Welt, die angeblich selbst keinen hat.
Doch wir wissen, dass diese Antwort nicht für diejenigen passt, die an Gott glauben. Selbst Hiob, der Gott treu nachfolgte, konnte sich mit dieser Erklärung nicht abfinden. In seinem tiefsten Leid hatte er keine Antworten, nur extreme Trauer und unausweichliche Fragen.
Lesen wir Hiob 3,11-26: Wie drückte Hiob hier seine Trauer aus, und wie können wir uns mit seinen Worten identifizieren?
„Warum bin ich nicht bei der Geburt gestorben, als ich aus dem Leib meiner Mutter kam? Wozu hat sie mich auf den Knien gewiegt und an ihrer Brust gestillt? Wenn ich tot wäre, dann läge ich jetzt ungestört, hätte Ruhe und würde schlafen, so wie die Könige und ihre Berater, die sich hier prachtvolle Paläste bauten – längst zu Ruinen zerfallen –, und wie die Herrscher, die Gold und Silber besaßen und ihre Häuser damit füllten. Warum wurde ich nicht wie eine Fehlgeburt verscharrt, wie Totgeborene, die nie das Tageslicht sahen? Bei den Toten können die Gottlosen nichts mehr anrichten, und ihre Opfer haben endlich Ruhe. Auch die Gefangenen lässt man dort in Frieden; sie hören nicht mehr das Geschrei des Aufsehers. Ob groß oder klein: Dort sind alle gleich, und der Sklave ist seinen Herrn los. Warum nur lässt Gott die Menschen leben? Sie mühen sich ab, sind verbittert und ohne Hoffnung. Sie sehnen sich den Tod herbei – aber er kommt nicht! Sie suchen ihn mehr als verborgene Schätze, und erst wenn sie endlich im Grab ruhen, empfinden sie die größte Freude! Warum muss ich noch leben? Gott hat mich eingepfercht; ich sehe nur noch Dunkelheit! Schmerzensschreie sind mein tägliches Brot, und das Stöhnen bricht aus mir heraus. Meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen, und wovor mir immer graute – das ist jetzt da! Ohne Ruhe und Frieden lebe ich dahin, getrieben von endloser Qual!“ Hiob 3,11-26
Das Leben, ein Geschenk Gottes, ist ein Wunder, das die moderne Wissenschaft verblüfft. Die Definition von „Leben“ ist unter Wissenschaftlern nicht einheitlich, und die Fragen nach dem Ursprung und dem Warum bleiben oft unbeantwortet.
In den dunkelsten Momenten des Lebens stellen wir uns zwangsläufig die Frage nach dem Wert unserer Existenz. Nicht in Bezug auf Selbstmord, sondern in Momenten, in denen wir uns wie Hiob wünschen, nie geboren worden zu sein.
Ein antiker Grieche sagte einst, das Beste, was einem Menschen neben dem Sterben passieren könne, sei, überhaupt nicht geboren zu werden. Das Leben kann so schrecklich sein, dass die Vorstellung, nicht zu existieren, als Erlösung erscheint, besonders angesichts der unvermeidlichen Qualen dieser gefallenen Welt.
Hast du dich jemals so gefühlt wie Hiob? Hast du dir gewünscht, nie geboren worden zu sein? Und was war schließlich die Folge? Erinnerungen an bessere Zeiten, die uns Hoffnung geben. In unseren dunkelsten Momenten ist es wichtig, uns daran zu erinnern, dass die Aussicht darauf besteht, dass es besser wird.
Gemeinsam wollen wir im Schatten der Verzweiflung nach verborgenen Bedeutungen suchen und die Hoffnung finden, die selbst in den schwersten Stunden unser Licht sein kann.
Barmherziger Gott,
In dieser Stunde des Innehaltens und des gemeinsamen Nachdenkens treten wir vor dich wie Hiob, dessen Leben von schmerzhaften Verlusten zerrüttet wurde. Die Welt um uns scheint in einem chaotischen Durcheinander zu stecken, ohne klaren Grund oder Sinn, und wir suchen nach Antworten.
Herr, wir bringen unsere Gedanken und Gefühle vor dich, inspiriert von Hiobs Worten, die den Wunsch ausdrückten, nie geboren worden zu sein. In diesen Momenten der Dunkelheit erinnere uns an die Hoffnung, die du in unser Leben bringst, die Aussicht darauf, dass es besser wird.
Das Geschenk des Lebens, von dir selbst gegeben, ist ein Wunder, das die moderne Wissenschaft verblüfft. In Zeiten der Verzweiflung stellen wir uns die Frage nach dem Wert unserer Existenz. Lass uns erkennen, dass die Hoffnung selbst in den dunkelsten Stunden unser Licht sein kann.
Gemeinsam gehen wir durch die Schatten der Verzweiflung, auf der Suche nach verborgenen Bedeutungen und der Hoffnung, die uns stärkt. Hilf uns, die Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden und die Wahrheit zu erkennen, dass du über allem stehst, auch wenn wir die Gründe für unser Leiden nicht vollständig erfassen können.
Mit einfühlsamer Verbundenheit schließen wir dieses Gebet, im Bewusstsein, dass du uns auf dieser Reise durch die Schatten der Verzweiflung begleitest. Mit Liebe und Demut vertrauen wir darauf, dass du unser Licht in der Dunkelheit bist. Amen.