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Liebe Leserinnen und Leser,
In den Wirren von Hiobs Leid taucht Elifas mit Worten auf, die eher nach theologischer Verteidigung als nach mitfühlender Anteilnahme klingen. Seine Überlegungen, dass Hiob das Leid vielleicht verdient hätte, wirken, als würden sie die Tore zu einem tieferen Verständnis versperren. In Hiobs Herz, geplagt von Schmerz und Trauer, war das Wesentliche nicht, ob er gerechter als Gott war, sondern wie sehr er litt und warum.
Elifas‘ zusätzliches Argument, gestützt auf „Visionen in der Nacht“, fügte eine übernatürliche Dimension hinzu. Doch in seinem Eifer, die Gerechtigkeit Gottes zu betonen, schien er das Wesentliche zu übersehen – die menschliche Erfahrung von Schmerz und Verlust. Hiobs Klage war nicht unredlich, sondern ein verzweifelter Ausdruck tiefster Leiden.
12 „Hiob, heimlich habe ich eine Botschaft bekommen, leise wurde sie mir zugeflüstert! Es geschah in jener Zeit der Nacht, wenn man sich unruhig im Traum hin- und herwälzt, wenn tiefer Schlaf die Menschen überfällt: Da packten mich Grauen und Entsetzen; ich zitterte am ganzen Leib. Ein Windhauch wehte dicht an mir vorüber – die Haare standen mir zu Berge! Dann sah ich jemanden neben mir, aber ich konnte ihn nicht erkennen, nur ein Schatten war zu sehen; er flüsterte: ›Kann denn ein Mensch gerecht sein vor Gott, vollkommen vor seinem Schöpfer?‹ Selbst seinen Dienern im Himmel vertraut Gott nicht, und an seinen Engeln findet er Fehler. Wie viel weniger vertraut er dann den Menschen! Sie hausen in Lehmhütten, die im Staub auf der Erde stehen, und werden wie eine Motte zertreten. Mitten aus dem Leben werden sie gerissen, unwiederbringlich, und keiner beachtet es! Ja, Gott bricht ihre Zelte ab; sie sterben plötzlich und sind kein bisschen weise geworden!“ Hiob 4,12-21
Der Bericht von Elifas und Hiob mahnt uns, dass selbst mit einer korrekten Sichtweise unsere Worte verfehlen können, wenn sie nicht von einem Herz voller Mitgefühl getragen werden. Möge diese Reflexion uns lehren, dass in den Tiefen des Leids, das Mitgefühl die Brücke zwischen Theologie und menschlicher Erfahrung schlägt.
Barmherziger Schöpfer,
lehre uns, wie wir deine Wahrheit mit einem Geist der Liebe und des Mitgefühls teilen können. Lass unsere Worte Quellen des Trostes und der Ermutigung sein, besonders wenn wir mit den Tiefen des menschlichen Leids konfrontiert sind. Möge deine Liebe durch uns scheinen, während wir versuchen, die Herzen unserer Mitmenschen zu erreichen. Im Namen Jesu. Amen.